Der Kürbismörder
01.11.2015
Die Frau lag mit dem Gesicht auf dem Asphalt. Stücke und
F ruchtfleisch eines Riesenkürbisses
klebten in den Haaren und aus der Schädeldecke quoll Hirnmasse heraus.
Fasziniert schaute der Gerichtsmediziner Fuchs in die Luft.
„Der Täter muss das Gemüse aus dem Fenster der Kirchenfront
geworfen haben. Lässt sich solch ein Fenster überhaupt öffnen?“, wandte er sich
an den diensthabenden Ermittler Hase.
Links und rechts waren Bäume, daneben das Pfarrhaus. Auf der
gegenüberliegenden Seite der Straße befanden sich Reihenhäuser. Unmöglich das
Teil von dort aus zu schmeißen. „Sie sollten den Pastor fragen“, sprach er
den Beamten erneut an. Keine Reaktion.
Nach ersten Erkenntnissen war die Frau um die 30 Jahre alt. Ihre
Kleidung verriet, dass sie Geld hatte. In der Handtasche, die sie bei sich
führte, fanden sie eine Geldbörse mit allen Papieren. „Sie lebte im Nachbardorf
und ist die Frau vom Chef der Stadtklinik“, rief Fuchs dem Hasen zu. Der hatte
den Pastor herausgeklingelt. „Nein, das Fenster ist über 200 Jahre alt und
lässt sich nicht öffnen. Außerdem ist die Kirche außerhalb der Gottesdienste
zu“, sagte er. Der Ermittler fragte nach dem Küster. „Mein Küster wohnt direkt
gegenüber, er hat gestern Abend, nach dem Gottesdienst, die Kirche
abgeschlossen.“
Hase wusste, dass die Halloween Nacht einiges zu bieten
hatte, aber Mord? Ein Unfall war ausgeschlossen, oder? Er bat Fuchs sofort um eine
Obduktion. „Tut mir leid, ich habe jetzt Dienstschluss. Die Tote läuft uns
nicht weg“, sagte er überheblich. „Die nicht, aber der Mörder!“, konterte der
Ermittler, mit einer Stinkwut im Bauch. Schließlich war auch er seit 17 Stunden
auf den Beinen. Mit dem Gerichtsmediziner stand er seit Jahren auf Kriegsfuß.
Ein arrogantes Arschloch sondergleichen.
Die Befragung durch die Häuserreihe verlief ergebnislos. Ein
älteres Ehepaar erzählte, dass in der Nacht vor Halloween, ein paar Jugendliche
einige Kürbisse, welche vor den Häusern zur Dekoration lagen, entwendet und
mutwillig auf der Straße zerstört hätten. „Da traut man sich nicht etwas zu
sagen. Heutzutage wird man von den Typen sogar zu Tode geprügelt“, ereiferten
sie sich. In dem Haus, genau gegenüber der Kirche, lebte ein angehender
Basketballstar. Hase überlegte, ob man vom Balkon aus den großen, schweren
Kürbis werfen konnte. Er bat den jungen Mann am nächsten Tag um eine Kostprobe
seines Könnens. „Das ist nicht machbar, die Entfernung ist zu groß“, erklärte
dieser im Vorfeld. Er sollte Recht behalten. Die Demonstration war eine Lachnummer.
Der Ermittler grämte sich. Seine Aufklärungsquote war bisher 100% gewesen.
Jetzt stand er kurz vor der Rente und dann so etwas. „Der kann doch nicht vom
Himmel gefallen sein“, brummte er.
Die Obduktion ergab, dass die Frau durch den Schädelbruch
gestorben war. Am Kürbis und an der Leiche waren keine Spuren zu finden.
Der Mörder musste im privaten Umfeld der Frau zu suchen
sein.
Der Ehemann war sichtlich mitgenommen. Seine Trauer war nicht geheuchelt. Die drei Kinder kamen nicht in Frage, das Älteste war 10 Jahre alt.
Der Ehemann war sichtlich mitgenommen. Seine Trauer war nicht geheuchelt. Die drei Kinder kamen nicht in Frage, das Älteste war 10 Jahre alt.
In der Verwandtschaft fand Hase ein schwarzes Schaf. Der
Bruder des Chefarztes war häufiger straffällig geworden. Drogenbesitz, sexuelle
Nötigung am Arbeitsplatz und Verstoß gegen das BTM-Gesetz waren an der
Tagesordnung.
Der Mann hatte ein Alibi.
Akribisch durchforstete Hase weiter das Umfeld der Toten. Zeit
verstrich, der Ermittler wurde in Rente geschickt und der Kürbismord blieb
ungelöst.
01.11.2016 Radiosendung NRW:
„KÜRBISMÖRDER AUF FRISCHER TAT ERTAPPT!
Genau vor einem Jahr wurde die Ehefrau des Klinikchefs das
Opfer eines Kürbisanschlags.
Dieses Mal wurde der Bruder des Arztes getroffen. Genauer
gesagt, hat der Mörder den Mann zuvor mit der Axt erschlagen und das Gemüse
dekorativ auf seinem Kopf drapiert. Währenddessen, hat ihn Kommissar a.D. Hase
auf frischer Tat ertappt. Zur Erklärung:
Die Frau des Klinikchefs war die Geliebte des Mörders.
Sie hatte die Liaison beenden wollen, das hat dem Mörder
nicht gefallen. Der kriminelle Schwager der Geliebten war ihm auf die Schliche
gekommen und erpresste ihn damit.
Das hat dem Mörder ebenfalls nicht gefallen.
Wer ist jetzt der Kürbismörder?
Ich sage Ihnen: Gerichtsmediziner sind auch nur Menschen…
Damit hat Hase den Fuchs an Schläue übertroffen und seine
100% Quote doch noch erfüllt.
Herzlichen Glückwunsch!“ ©AZ
der Kürbis :D
AntwortenLöschenehrlich gesagt, meine innere Miss Marple ist noch am schlafen. wars denn am Ende der Hase?
ich glaub da muss ich nochmal lesen kommen wenn ich wieder fit bin, heut bleibt im Schädel leider nicht viel hängen;)
AntwortenLöschenLieben Gruß
Petra