Montag, 31. Oktober 2016

Kurzkrimi zu Halloween

Der Kürbismörder


01.11.2015
Die Frau lag mit dem Gesicht auf dem Asphalt. Stücke undm Bürgersteig. Stücke, FFruchtfleisch eines Riesenkürbisses klebten in den Haaren und aus der Schädeldecke quoll Hirnmasse heraus.
Fasziniert schaute der Gerichtsmediziner Fuchs in die Luft.
„Der Täter muss das Gemüse aus dem Fenster der Kirchenfront geworfen haben. Lässt sich solch ein Fenster überhaupt öffnen?“, wandte er sich an den diensthabenden Ermittler Hase.
Links und rechts waren Bäume, daneben das Pfarrhaus. Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße befanden sich Reihenhäuser. Unmöglich das Teil von dort aus zu schmeißen. „Sie sollten den Pastor fragen“, sprach er den Beamten erneut an. Keine Reaktion.
Nach ersten Erkenntnissen war die Frau um die 30 Jahre alt. Ihre Kleidung verriet, dass sie Geld hatte. In der Handtasche, die sie bei sich führte, fanden sie eine Geldbörse mit allen Papieren. „Sie lebte im Nachbardorf und ist die Frau vom Chef der Stadtklinik“, rief Fuchs dem Hasen zu. Der hatte den Pastor herausgeklingelt. „Nein, das Fenster ist über 200 Jahre alt und lässt sich nicht öffnen. Außerdem ist die Kirche außerhalb der Gottesdienste zu“, sagte er. Der Ermittler fragte nach dem Küster. „Mein Küster wohnt direkt gegenüber, er hat gestern Abend, nach dem Gottesdienst, die Kirche abgeschlossen.“
Hase wusste, dass die Halloween Nacht einiges zu bieten hatte, aber Mord? Ein Unfall war ausgeschlossen, oder? Er bat Fuchs sofort um eine Obduktion. „Tut mir leid, ich habe jetzt Dienstschluss. Die Tote läuft uns nicht weg“, sagte er überheblich. „Die nicht, aber der Mörder!“, konterte der Ermittler, mit einer Stinkwut im Bauch. Schließlich war auch er seit 17 Stunden auf den Beinen. Mit dem Gerichtsmediziner stand er seit Jahren auf Kriegsfuß. Ein arrogantes Arschloch sondergleichen.
Die Befragung durch die Häuserreihe verlief ergebnislos. Ein älteres Ehepaar erzählte, dass in der Nacht vor Halloween, ein paar Jugendliche einige Kürbisse, welche vor den Häusern zur Dekoration lagen, entwendet und mutwillig auf der Straße zerstört hätten. „Da traut man sich nicht etwas zu sagen. Heutzutage wird man von den Typen sogar zu Tode geprügelt“, ereiferten sie sich. In dem Haus, genau gegenüber der Kirche, lebte ein angehender Basketballstar. Hase überlegte, ob man vom Balkon aus den großen, schweren Kürbis werfen konnte. Er bat den jungen Mann am nächsten Tag um eine Kostprobe seines Könnens. „Das ist nicht machbar, die Entfernung ist zu groß“, erklärte dieser im Vorfeld. Er sollte Recht behalten. Die Demonstration war eine Lachnummer. Der Ermittler grämte sich. Seine Aufklärungsquote war bisher 100% gewesen. Jetzt stand er kurz vor der Rente und dann so etwas. „Der kann doch nicht vom Himmel gefallen sein“, brummte er.
Die Obduktion ergab, dass die Frau durch den Schädelbruch gestorben war. Am Kürbis und an der Leiche waren keine Spuren zu finden.
Der Mörder musste im privaten Umfeld der Frau zu suchen sein.
Der Ehemann war sichtlich mitgenommen. Seine Trauer war nicht geheuchelt. Die drei Kinder kamen nicht in Frage, das Älteste war 10 Jahre alt.
In der Verwandtschaft fand Hase ein schwarzes Schaf. Der Bruder des Chefarztes war häufiger straffällig geworden. Drogenbesitz, sexuelle Nötigung am Arbeitsplatz und Verstoß gegen das BTM-Gesetz waren an der Tagesordnung.
Der Mann hatte ein Alibi.
Akribisch durchforstete Hase weiter das Umfeld der Toten. Zeit verstrich, der Ermittler wurde in Rente geschickt und der Kürbismord blieb ungelöst.

01.11.2016 Radiosendung NRW:
„KÜRBISMÖRDER AUF FRISCHER TAT ERTAPPT!
Genau vor einem Jahr wurde die Ehefrau des Klinikchefs das Opfer eines Kürbisanschlags.
Dieses Mal wurde der Bruder des Arztes getroffen. Genauer gesagt, hat der Mörder den Mann zuvor mit der Axt erschlagen und das Gemüse dekorativ auf seinem Kopf drapiert. Währenddessen, hat ihn Kommissar a.D. Hase auf frischer Tat ertappt. Zur Erklärung:

Die Frau des Klinikchefs war die Geliebte des Mörders.
Sie hatte die Liaison beenden wollen, das hat dem Mörder nicht gefallen. Der kriminelle Schwager der Geliebten war ihm auf die Schliche gekommen und erpresste ihn damit.
Das hat dem Mörder ebenfalls nicht gefallen.
Wer ist jetzt der Kürbismörder?
Ich sage Ihnen: Gerichtsmediziner sind auch nur Menschen…

Damit hat Hase den Fuchs an Schläue übertroffen und seine 100% Quote doch noch erfüllt.
Herzlichen Glückwunsch!“ ©AZ



                                               

2 Kommentare:

  1. der Kürbis :D

    ehrlich gesagt, meine innere Miss Marple ist noch am schlafen. wars denn am Ende der Hase?

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  2. ich glaub da muss ich nochmal lesen kommen wenn ich wieder fit bin, heut bleibt im Schädel leider nicht viel hängen;)

    Lieben Gruß
    Petra

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