Mittwoch, 24. August 2016

Dritter und letzter Teil vom "Geist des Weines"

Gregorius konnte nicht schlafen. Er dachte die ganze Zeit daran, was der Abt sagen würde, wenn er die Flasche fand. Josef hatte versprochen sie, im Laufe des Tages, in die Gemächer des Klosteroberhauptes zu bringen. Der Prior würde toben, wenn er davon erfuhr. Die Glocken läuteten, sie riefen zum Morgengebet. Während des Gottesdienstes suchte Josef den Blickkontakt zu Gregorius und strahlte ihn an. Anscheinend hatte der Trank gewirkt.
Der Tag zog sich dahin. Im Klostergarten gab es genug zu tun, doch die Gedanken schweiften ständig ab. Was wäre, wenn der Abt nicht erkannte, dass die Flasche einen Inhalt enthielt?
Ohne dass etwas geschah, ging ein arbeitsreicher Tag zu Ende. Gregorius war enttäuscht. In der Nacht schlich er sich erneut in den Weinkeller, um sein Buch nochmals in Augenschein zu nehmen. Die 150 Seiten Pergament hatte er selbst eingebunden und mit eigenwilligen Zeichnungen seiner unzähligen Heilpflanzen versehen. Vertieft in das Geschriebene, bemerkte er nicht, dass eine Gestalt die Steinstufen betrat und auf ihn zusteuerte. „Mein lieber Gregorius, ich dachte, dass ich dich hier finde. Glaubst du wirklich ich hätte nicht bemerkt was du all die Jahre hier unten getan hast? Ein Abt weiß immer was in seinem Kloster geschieht.“ Verdattert und völlig regungslos starrte Gregorius seinen Meister an. Sekunden später warf er sich auf den Boden und stammelte: „Ich habe nur Gutes im Sinn gehabt. Meine Experimente, meine Heilpflanzenkunde, all dies tat ich nur für Euch.“ „Ich weiß mein Bruder, erhebe dich. Ich finde es höchst manierlich, dass du mich in besonderer Art und Weise davon unterrichten wolltest. Die Flasche Wein hat mich sehr amüsiert. Nun zeige mir dein Buch, ich sah vor Augenblicken, dass du es studiert hast.“ Gregorius legte das Werk in die Hände des Abts, der sich auf eine Kiste setzte und anfing darin zu lesen. Gregorius sah aufgeregt zu. „Bruder, es wird eine Weile dauern, öffne einen guten Tropfen und wir empfangen den Geist des Weines, der uns erleuchten wird.“ Diese Nacht vergaß Gregorius nie mehr in seinem Leben.
Der Abt hatte sein Werk begeistert angenommen und sorgte dafür, dass es ins Volk getragen wurde. Der Prior wurde ins Exil geschickt, da er dem Fortschritt im Wege war. Gregorius übernahm dessen Amt und wurde berühmt.
Glück und Erfolg liegen manchmal im Geist des Weines... und deren Flaschen.

Anna-Lena grinste breit. „Einen wahren Satz hat der Autor zum Schluss geschrieben. Prost mein Schatz, auf Glück, Erfolg und hohe Verkaufszahlen!“ ©AZ







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