Die schwarzen Schuhe
Sie standen im Hausflur. Auf
den ersten Blick wirkten sie sauber, bei genauerem Hinsehen waren kleine, rote
Sprenkel zu erkennen. Das Leder glänzte, die Verarbeitung war hochwertig. Teure
Treter, mit dem Emblem einer Edelmarke. Im hellen Flurlicht wirkten sie
surreal, da sie ordentlich zusammengestellt mitten im Eingang direkt vor mir
standen, so, als sollte ich sie anziehen. Ich ging drum herum und entschloss
mich einen Schuh näher zu betrachten. Vorsichtig beugte ich mich hinunter,
streckte die Hand aus und zuckte sofort zurück. Ohne Handschuhe würden meine
Fingerabdrücke zu finden sein. Hektisch suchte ich meine Taschen nach einem
Tuch ab. Da ich keins fand, zog ich mein Jackett aus. Mit dem Innenfutter hob
ich den rechten Schuh hoch und schnüffelte daran. Ein Gemisch aus Schweiß und
Leder zog mir in die Nase. Ich mutmaßte, dass sie erst seit kurzer Zeit dort
abgestellt worden waren. Die roten Sprenkel waren feucht, sie verwischten
leicht, als ich darüber strich. Die Schnürsenkel waren ohne Gebrauchsspuren,
die Schuhe konnten nicht alt sein. Das Licht ging aus. Erschrocken ließ ich den
Schuh fallen. Panisch überlegte ich wo der nächste Schalter war, sie waren
nicht beleuchtet. Da hörte ich plötzlich Schritte. Langsam kamen sie näher. Schweißtropfen
liefen mir an der Schläfe entlang. Ich traute mich nicht zu atmen, geschweige
denn eine Bewegung zu machen. Stocksteif, wie eingefroren, stand ich im dunklen
Eingang des Mehrfamilienhauses in dem ich eine Wohnung angemietet hatte. Die
Schritte waren nicht mehr weit entfernt, ich spürte die Anwesenheit eines
Menschen, leise Atemgeräusche waren zu vernehmen. Ein Duft, er erinnerte stark
an Putzmittel, strömte in meine Nasenlöcher, da ging das Licht an: „Herr
Schmitt, haben Sie sich wieder davon geschlichen. Kommen Sie, ich nehme Ihre
schönen, neuen, schwarzen Schuhe mit. Huch, was ist denn das? Sie haben ganz
blutige Hände, haben Sie sich verletzt?“ „Nein Schwester Annegret, ich wollte
meiner Frau ein Herz an die Hauswand malen, da habe ich wohl gekleckert!“ © AZ
sehr schön und bildlich geschrieben
AntwortenLöschenich konnte die Angst fast spüren
vielen Dank und liebe Grüße
Karin
Tolle Geschichte :0)
AntwortenLöschenMir hat sie auch sehr gut gefallen. Ich mag solche kurzen Geschichten :)
AntwortenLöschenViele Grüße
Monika
Meine lieben Stammleser, danke herzlich für die lieben Kommentare und werde schnell mal bei Euch vorbeischauen.
AntwortenLöschenSchönen Sonntag
Astrid
Der Spannungsbogen ist dir gut gelungen ;)
AntwortenLöschenSonnige Grüße
Sandra
Feine Geschichte!!!
AntwortenLöschen