Samstag, 6. Juli 2013

Ein "Grinsekurzkrimi"...



Die schwarzen Schuhe


Sie standen im Hausflur. Auf den ersten Blick wirkten sie sauber, bei genauerem Hinsehen waren kleine, rote Sprenkel zu erkennen. Das Leder glänzte, die Verarbeitung war hochwertig. Teure Treter, mit dem Emblem einer Edelmarke. Im hellen Flurlicht wirkten sie surreal, da sie ordentlich zusammengestellt mitten im Eingang direkt vor mir standen, so, als sollte ich sie anziehen. Ich ging drum herum und entschloss mich einen Schuh näher zu betrachten. Vorsichtig beugte ich mich hinunter, streckte die Hand aus und zuckte sofort zurück. Ohne Handschuhe würden meine Fingerabdrücke zu finden sein. Hektisch suchte ich meine Taschen nach einem Tuch ab. Da ich keins fand, zog ich mein Jackett aus. Mit dem Innenfutter hob ich den rechten Schuh hoch und schnüffelte daran. Ein Gemisch aus Schweiß und Leder zog mir in die Nase. Ich mutmaßte, dass sie erst seit kurzer Zeit dort abgestellt worden waren. Die roten Sprenkel waren feucht, sie verwischten leicht, als ich darüber strich. Die Schnürsenkel waren ohne Gebrauchsspuren, die Schuhe konnten nicht alt sein. Das Licht ging aus. Erschrocken ließ ich den Schuh fallen. Panisch überlegte ich wo der nächste Schalter war, sie waren nicht beleuchtet. Da hörte ich plötzlich Schritte. Langsam kamen sie näher. Schweißtropfen liefen mir an der Schläfe entlang. Ich traute mich nicht zu atmen, geschweige denn eine Bewegung zu machen. Stocksteif, wie eingefroren, stand ich im dunklen Eingang des Mehrfamilienhauses in dem ich eine Wohnung angemietet hatte. Die Schritte waren nicht mehr weit entfernt, ich spürte die Anwesenheit eines Menschen, leise Atemgeräusche waren zu vernehmen. Ein Duft, er erinnerte stark an Putzmittel, strömte in meine Nasenlöcher, da ging das Licht an: „Herr Schmitt, haben Sie sich wieder davon geschlichen. Kommen Sie, ich nehme Ihre schönen, neuen, schwarzen Schuhe mit. Huch, was ist denn das? Sie haben ganz blutige Hände, haben Sie sich verletzt?“ „Nein Schwester Annegret, ich wollte meiner Frau ein Herz an die Hauswand malen, da habe ich wohl gekleckert!“ © AZ

6 Kommentare:

  1. sehr schön und bildlich geschrieben

    ich konnte die Angst fast spüren

    vielen Dank und liebe Grüße
    Karin

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  2. Mir hat sie auch sehr gut gefallen. Ich mag solche kurzen Geschichten :)

    Viele Grüße
    Monika

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  3. Meine lieben Stammleser, danke herzlich für die lieben Kommentare und werde schnell mal bei Euch vorbeischauen.
    Schönen Sonntag
    Astrid

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  4. Der Spannungsbogen ist dir gut gelungen ;)
    Sonnige Grüße
    Sandra

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