Mittwoch, 17. August 2016

Teil 2 "Der Geist des Weines"

Teil 2

Gregorius hatte das Schreibwerkzeug eilig zurück in die Priorei gebracht. Der Weg durch den Garten, wurde durch das Leuchten des Vollmondes erhellt. Die kostbare Flasche war unter der Kutte verborgen. Der Mönch verlangsamte seine Schritte. War da nicht eben ein Geräusch? Er blieb stehen und lauschte in die Finsternis. Ein Ast des Haselnussstrauches knackte. „Hallo, ist da jemand“? Hinter dem Busch trat Bruder Josef hervor. „Was treibst du des Nachts im Garten umher, Bruder“? Gregorius versteifte und sprach: „Meine Güte, du hast mich erschreckt. Das Gleiche könnte ich dich fragen. Du weißt meine Pflanzen brauchen Pflege, da kommt es schon einmal vor, dass ich auch nachts nach ihnen sehe. Außerdem ist Vollmond, da finde ich keine Ruhe. Meist hilft ein kleiner Spaziergang.“ „Ich kann auch nicht schlafen“, flüsterte Josef, „Warst du in der Priorei? Ich sah Kerzenschein.“ „Ja, ich habe nach dem Rechten geschaut.“ Gregorius durchzog ein Schauer und er fühlte sich erleichtert. Das war eindeutig Gottes Fügung. „Josef, ich brauche deine Hilfe. Du bist doch für die Säuberung der Privatgemächer unseres Abtes verantwortlich, oder?“ „Natürlich, warum fragst du?“
„Kannst du diese Flasche hineinstellen, so, dass er sie sofort bemerkt?“ Gregorius zog seinen Schatz hervor und drückte sie dem Mönch in die Hand. „Die ist aber leicht, was ist da drin?“ fragte er skeptisch.
„Eine wichtige Botschaft unseres Herrn, bitte frag nicht näher.“ „Nun gut, du wirst es wissen. Im Gegenzug kannst du mir ein Kräutlein zukommen lassen, welches die schmerzenden Winde beseitigen. Seit ein paar Tagen finde ich keine Ruhe und da sie riechen, bin ich heute Abend an die frische Luft gegangen.“ „Ach so, warum hast du nicht eher etwas gesagt? Natürlich, warte, das haben wir sofort. Ein bisschen Kümmelsamen, Fenchel und Kamille und dein Leib wird es dir danken. Koche dir daraus einen Trank und deine Schmerzen sind verflogen.“
„Danke mein Bruder, du kannst versichert sein, dass der Abt die Botschaft erhält. Nun lass uns zur Ruhe gehen, ein Stündchen nur. Ich kann den Morgen schon hören.“


Anna-Lena ging zu Bett. Jonas war längst verschwunden. Morgen würde sie das Ding in die Hand nehmen. Schade, dass sie noch nicht wusste, ob Gregorius sein Ziel erreichte.
Am nächsten Tag hatte sie in kürzester Zeit den passenden Verlag gefunden. Er war klein, etabliert und der Verleger hatte den wohlklingenden Namen: Tiberius Schwarz. Sie besorgte eine teure Flasche Merlot, eine aufwändige Schmuckschachtel und eine passende Karte. Abends leerten sie und Jonas das gute Tröpfchen, säuberten die Flasche und steckten das gerollte Exposé hinein. „Ich bin so gespannt was passiert“, rief Anna-Lena enthusiastisch. „Das Geschenk werde ich per Einschreiben/persönlich an Herrn Schwarz schicken. Dann gerät es nicht in falsche Hände. Wenn wir Glück haben, bekommen wir noch vor Weihnachten eine Antwort. Wir können unbedenklich deinen echten Namen mit Adresse angeben. Falls dein Buch gefällt und einschlägt wie eine Bombe, wird Herr Schwarz nicht zögern direkt zu antworten.“ Jonas hatte belustigt seiner Frau zugehört. „Ich bin noch skeptisch, aber weil es dir so einen Spaß macht, ziehen wir das jetzt durch.“ Beschwipst und trunken vor Begeisterung gingen sie schlafen.
Zwei Tage später kam der ersehnte Anruf. Herr Tiberius Schwarz war begeistert. Ihm gefiel nicht nur das Exposé, sondern er war angetan von der beispiellosen Art der Einreichung.
Anna- Lena war glücklich. Abends, ihr Mann war dabei sein Manuskript zu überarbeiten, stürzte sie sich erneut in das historische Abenteuer des Bruders Gregorius.
Sie war äußerst gespannt, ob er ebenfalls seinen sehnlichsten Wunsch erfüllt bekam.


FORTSETZUNG FOLGT!



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