Freitag, 17. Juli 2015

Stumme Rolle...dem Traum etwas näher gerückt

Was zuvor geschah:
Frustig darüber, dass mir das Ende meines neuen Buches nicht einfallen wollte, stieß ich, vor zwei Wochen beim Surfen, auf eine Casting Agentur. Bekloppt wie ich manchmal bin, legte ich eine Sedcard an und bewarb mich als Komparsin. Ein Traum, den ich als bekennender TV-und Filmjunkie, schon seit frühester Kindheit hegte. Klar, mein Kopf belehrte mich eines Besseren: Das ist wie ein Lotteriespiel, Chance gleich null...dachte er.
Am 13.07.2015 (10 Tage später) klingelte, gegen 9.30 Uhr, das Telefon. (he,he,he, dummer Kopf)
Kurzum: Die Castingagentur hatte einen Job für mich. Eine Stunde später rief der Produktionsleiter über Handy an und erzählte mir, um was es sich handelte. Drei Stunden später meldete sich der Kostümbildner und erklärte mir, was ich anzuziehen hatte. Gegen Abend und regem e-Mailverkehr war ich voll im Bilde: Gast in einer Eisdiele, dies war meine stumme Rolle...in einer Sendereihe, meinem Faible für Mord und Totschlag sehr entgegenkommend, produziert für einen Privatsender. An dieser Stelle werde ich nicht mehr verraten, erst wenn die Sendung ausgestrahlt wird.
Was mir am Drehtag so passierte, beschreibe ich jetzt:
8.45 Uhr, 14.07.2015
In einem alten Gebäude, irgendwo im Medienpark Köln, sollte ich pünktlich erscheinen. Treppe hoch, niemand zu sehen. Ein Flur mit mehreren Räumen. Rechts eine Tür: MASKE, links Büro, geradeaus Kleiderkammer und irgendwie schaut es aus wie bei NORMAN BATES.  "Sind Sie Frau Zahn? Der Fahrer kommt gleich, nehemen Sie in der Maske Platz, ich bin übrigens die Maskenbildnerin", sagte eine junge, gutaussehende Frau und verschwand wieder im Nirgendwo. Okay, eine ältere Dame saß schon dort...der zweite Eisdielengast... sehr wortkarg...unsympathisch. Warten...endlich erschien der Fahrer und wir nahmen Platz in einem VIP-SHUTTLE...so einer mit dunklen Scheiben, aus denen man aber gut rausschauen konnte.
Sightseeingtour durch ganz Köln. Anfahrt Set: RUHE, warten bis DREH fertig, dann aussteigen. "Hallo ich bin die Regieassistentin, darf ich Sie bitten mitzukommen." Überall Kameras, Kabel, Microfon mit Wuschel, Regisseur, Produzent...diverse Assistenten. "Hier in der Eisdiele ist der Aufenthaltsraum. Warten Sie bis Sie aufgerufen werden. Draussen Catering, bedienen Sie sich." Hole mir Kaffee, auf Brötchen hatte ich keine Lust. "Guten Morgen, ich bin der Kostümbildner, wir haben gestern telefoniert. Ihr Oberteil flimmert, haben Sie etwas Anderes dabei? Ah ja gut, die Werbung muss überklebt werden, dann wird es gehen, umziehen bitte." (In der Toilette Hochbetrieb...Darsteller zogen sich alle um) Sitzen, warten, Kaffee trinken. Drehpause.
"Achtung alle Komparsen nach draussen bitte, auf den Stühlen des Eiscafés Platz nehmen."
Unsympathische Dame sprintet nach vorne und sichert sich den besten Platz, damit Sie gut in die Kamera blicken kann. Mir bleibt meine entzückende Rückseite. Regieassistenz bringt Kaffee und Wasser... sollen wir verkosten. " ACHTUNG RUHE BITTE, KLAPPE DIE ERSTE" Ich tue so, als ob ich mich rege mit der alten Dame unterhalte, das war der DEAL, Pause, neue Einstellung. Die Dame redet plötzlich mit mir:
"Ich bin schon ein alter Komparsenhase, habe lange darauf warten müssen...mir geht´s nur um die Kohle, Komparsen duzen sich immer, Handy aus? Hast das falsche Oberteil angehabt, man darf nichts Buntes, Weißes, Schwarzes, Kleinkariertes tragen." Klappe die Zweite, nochmal von vorne. Kameraschwenk auf uns, wir ratschen, ich drehe mich etwas zur Seite, will auch ins Bild. Pause. "Wir sind nicht im Bild, aber egal, man sieht im Fersehen sowieso doof aus", belehrt mich die Dame. Klappe die Dritte, Kamera schwenkt in meine Richtung, diesmal ist die Dame nicht im Bild, die ärgert sich offensichtlich. "Ist nicht immer so wie heute. Geht alles schnell. Manchmal muss man 7-10 Stunden warten und kommt nicht dran, Hauptsache die Kohle stimmt. Du hast einen sehr guten Einstieg." Die Dame geht mir auf den Nerv. "So, das war es, meine Herrschaften, Drehpause. Die Komparsen dürfen nach Hause gehen. Die Dame verschwindet, Produktionsleiter bedankt sich per Handschlag für die gute Zusammenarbeit und sagt mir, dass der Sendetermin dieser Serie im April nächsten Jahres sein wird.
Nun mein Fazit: In 2,5 Stunden einfach verdientes Geld...doch darum geht es mir ganz und gar nicht. Egal ob ich für Sekunden zu sehen bin, ich herausgeschnitten werde oder es nur die Kehrseite sein wird. Es war toll hinter die Kulissen zu blicken, sich wie eine Minitaschenlampe am großen Sternenhimmel zu fühlen, die Scheinwelt zu beobachten und einfach Spaß zu haben. Ich werde Wiederholungstäterin...habe jetzt eine Referenz und wer weiß, was daraus wird. Ich habe dadurch neue Ideen entwickelt und meine Kreativität ist zurückgekehrt.
Das Ende meines Buches ist mir eingefallen, als ich im VIP-Shuttle saß....dafür hat es sich allemal gelohnt!!!
*GRINS*

3 Kommentare:

  1. uiii, finde ich klasse. Genau das würde mich auch reizen, der Blick hinter die Kulissen. Toll das du so, viele kreative Impulse bekommen hast. :-)))
    Hier in München sieht man öfter mal Dreharbeiten. Bin auch vor kurzem mal mitten in eine rein gelaufen. War zum Glück noch die Probe. Serie Hammer und Sichel, läuft im BR3. Mit Wolfgang Viereck.
    Die Dreharbeiten zum Sophie Scholl habe ich auch ein wenig beobachtet. Da wurde ein ganzer Straßenzug zurück versetzt in die dunkle Zeit. Bedrückender Anblick!

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  2. Danke, liebe Karin, für Deinen Kommentar und
    ich freue mich, dass Du meine Begeisterung teilst. In München gibt es viel mehr Jobs in dieser Branche, also los bewerbe Dich :D

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  3. na da hast du aber bestimmt einen aufregenden und interessanten Tag gehabt, fruet mich echt für dich ;)
    Lieben Gruß
    Petra

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