Montag, 21. Januar 2013

Etwas Neues als Testballon: Kein Gedicht sondern eine Leseprobe meines historischen Romans



Hart und kalt zog es in ihren Rücken. Mit großer Anstrengung drückte sie sich ganz nah an  das steinerne Gemäuer. Die Stimmen wurden leiser, nur mühsam konnte sie die Worte verstehen: „Unsichtbar und lautlos, denke daran und vergiss ‘die Taube nicht. Los jetzt“! Die morsche Holztür wurde aufgerissen, eine dunkle Gestalt, ganz in schwarz gekleidet, schritt hastig davon. Die Tür blieb einen Spalt geöffnet. In der dunklen Nische, neben der Kemenate des Grafen, hielt Rosalie die Luft an. Er hatte nichts bemerkt, oder doch? Sie hörte wie der Graf das Feuer im Kamin schürte. Ein Stuhl knarzte. Jetzt starrte er wieder stundenlang in die Flammen. Auf Zehenspitzen, das graue Leinenkleid gerafft, schlich sich Rosalie an der Tür vorbei, den Gang hinunter zur Küche.
Völlig außer Atem, die langen, blonden Haare wirr im Gesicht, setzte sich Rosalie auf ihr Strohbett in der Küche. Sie fröstelte, leichte Gänsehaut überzog den ganzen Körper. Es war weit nach Mitternacht. Die restliche Dienerschaft schlief in einem Nebengebäude. Rosalie war für das Feuer zuständig. Bevor der erste Hahnenschrei den Morgen begrüßte, musste die Glut entfacht werden. Der Graf wollte schon früh seine heiße Milch. Er schlief nie, so kam es dem Mädchen  jedenfalls vor. Ein unbekanntes Geräusch hatte sie geweckt. Es war nicht das erste Mal. In Abständen von ein paar Wochen bekam der Graf des Nachts Besuch. Rosalie schlich sich dann in die Nische auf dem Flur, weil ihre Neugier sie dazu trieb. Seit einem Jahr, arbeitete das 16jährige Mädchen auf Burg Swallenberg. Dederich Graf von Swallenberg hatte die kleine Wasserburg, auf einer Motte erbauen lassen. Der Bergfried stand auf der Quelle der Swalm, daher der Name. Sie lag zentral zwischen dem Maasland...

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