Hart
und kalt zog es in ihren Rücken. Mit großer Anstrengung drückte sie sich ganz
nah an das steinerne Gemäuer. Die
Stimmen wurden leiser, nur mühsam konnte sie die Worte verstehen: „Unsichtbar
und lautlos, denke daran und vergiss ‘die Taube nicht. Los jetzt“! Die morsche
Holztür wurde aufgerissen, eine dunkle Gestalt, ganz in schwarz gekleidet,
schritt hastig davon. Die Tür blieb einen Spalt geöffnet. In der dunklen
Nische, neben der Kemenate des Grafen, hielt Rosalie die Luft an. Er hatte
nichts bemerkt, oder doch? Sie hörte wie der Graf das Feuer im Kamin schürte.
Ein Stuhl knarzte. Jetzt starrte er wieder stundenlang in die Flammen. Auf Zehenspitzen,
das graue Leinenkleid gerafft, schlich sich Rosalie an der Tür vorbei, den Gang
hinunter zur Küche.
Völlig
außer Atem, die langen, blonden Haare wirr im Gesicht, setzte sich Rosalie auf
ihr Strohbett in der Küche. Sie fröstelte, leichte Gänsehaut überzog den ganzen
Körper. Es war weit nach Mitternacht. Die restliche Dienerschaft schlief in
einem Nebengebäude. Rosalie war für das Feuer zuständig. Bevor der erste
Hahnenschrei den Morgen begrüßte, musste die Glut entfacht werden. Der Graf wollte
schon früh seine heiße Milch. Er schlief nie, so kam es dem Mädchen jedenfalls vor. Ein unbekanntes Geräusch hatte
sie geweckt. Es war nicht das erste Mal. In Abständen von ein paar Wochen bekam
der Graf des Nachts Besuch. Rosalie schlich sich dann in die Nische auf dem
Flur, weil ihre Neugier sie dazu trieb. Seit einem Jahr, arbeitete das
16jährige Mädchen auf Burg Swallenberg. Dederich Graf von Swallenberg hatte die
kleine Wasserburg, auf einer Motte erbauen lassen. Der Bergfried stand auf der
Quelle der Swalm, daher der Name. Sie lag zentral zwischen dem Maasland...
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