Freudig erregt und leicht wippend stierte er auf das, was
ihn in Kürze befriedigen würde. Jeden Morgen um 10.00 Uhr bekam mein acht
Monate alter Sohn Nils seine kulinarische Zwischenmahlzeit: gematschten
Bananenbrei auf Kinderkeks. Ich wollte gerade die erste Fuhre zielgerichtet in
seinen Mund schaufeln, als es an der Haustür klingelte. Nils schnappte den
Löffel und Matschepampe landete gekonnt auf meiner neuen Bluse. Es klingelte
wieder. „Komm mein Kleiner, wir müssen schauen, wer da so nervt!“, sagte ich
und nahm ihn auf den Arm. Nils beschwerte sich lauthals, bis er den
Bananenschleim in Augenhöhe entdeckte.
Mit Schwung öffnete ich die Haustür. Ich sah eine zu groß
geratene, gelbe Jacke, in der ein zu klein geratener Mann steckte. „Küss ‘die
Hand gnädige Frau, ich bin der Schorschi vom Eisfürst“, säuselte er in
schönstem Wiener Slang. Er grinste breit. Fettige, blonde Locken umrahmte sein pickelgeplagtes
Gesicht. „Hätten S‘ Interesse an unserem Katalog mit leckeren Schmankerln?“ Ich
fragte mich, wie so ein Schmierlapp bei der Feinkostkette landen konnte. „Ja –
nein – vielen Dank“, kam es stotternd aus mir heraus. „Na was denn nun, Gnädigste?“,
schnurrte die Jacke. „Ist doch unverbindlich: Schauen, Lesen, Lust bekommen!
Ganz oanfach! Wir melden uns dann telefonisch, wanns was gefunden hobn oder
eben ned.“ Ich wurde leicht nervös. Warum schaute mich der Schorschi so
merkwürdig lüstern an? Er formte mit den Händen zwei imaginäre Kugeln nach und
trat einen Schritt auf mich zu: „I hob do ganz feine, knusprige Haxen und
wunderbare Knödeln im Angebot!“ „Na gut, dann her damit!“, sagte ich ungehalten
und wich zurück. Mister Schmalzlocke leckte sich die Lippen. Aus der
überdimensionalen Jackentasche zog er einen Katalog hervor und reichte ihn mir,
während Schaum aus seinem Mund sprudelte. „Danke und Tschüss“, schrie ich und schmiss
die Tür zu. „Moment, I brauch noch die Telefonnummer“, hörte ich Schorschi rufen. „Hab kein Telefon!“, brüllte ich zurück
und atmete auf. Ich war froh, diesem Wiener Würstchen entkommen zu sein. Nils
brabbelte. Ich spürte einen kühlen Luftzug an der Brust. Im Dielenspiegel sah
ich dann das Problem und wusste, warum Eisfürst – Schorschi so anzüglich war:
Nils hatte meine Bluse aufgeknöpft, nachdem er den Bananenbrei abgeschleckt
hatte. Ohne es zu bemerken hing mein linker Busen, in seiner ganzen Pracht,
völlig frei in der Gegend herum. Mein Sohn erinnerte sich offensichtlich daran,
dass sein Hunger aus diesen fleischigen Knödeln gestillt werden konnte. (c) A.Z.
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